
Ort der Handlung ist Güllen, ein ehemals blühendes Städtchen, das durch die Schliessung seiner Industrieanlagen und den wirtschaftlichen Niedergang seinen
ursprünglichen Glanz verloren hat. Die verarmten und in Vergessenheit geratenen Bewohner Güllens haben sich an ein bescheidenes Leben gewöhnt und verbringen ihre Tage hauptsächlich mit Erinnerungen an bessere Zeiten, bis eines Tages die Ankunft der „Alten Dame“ das Dasein der Güllener schlagartig ändert.
Claire Zachanasian, eine geborene Güllenerin, die durch gewinnbringende Heiraten mit Ölmagnaten, Künstlern und Industriellen zu einer der wohlhabensten Personen wurde und ihr seltsamer Hofstab, bestehend aus zwei blinden Dienern,
zwei ehemaligen Gangstern, einem Butler und Ehemann Nummer 7, werden
am Bahnhof von den Bürgern Güllens herzlich empfangen. Die Güllener hoffen auf eine Spende Claires, die die Wirtschaft wieder beleben und die Bewohner zu etwas Wohlstand verhelfen soll. Und sie werden nicht enttäuscht. Claire verspricht der Stadt eine Milliarde, unter einer Bedingung: Der Güllener Kaufmann Ill soll getötet werden.
Ill hatte mir Claire vor langer Zeit eine Liebesaffaire. Claire wurde schwanger und verklagte Ill auf die Vaterschaft. Doch Ill konnte, mit Hilfe zweier Freunde – die jetzt geblendeten Diener – die Verantwortung abweisen. Claire musste
Güllen verlassen und lebte als Prostituierte bis sie ihren ersten reichen Ehemann kennenlernte. Der geforderte Mord ist eine gut vorbereitete Rache gegen Ill und die Güllener. Claire hatte im Laufe der Zeit die Industrieanlagen und sogar die ganze Stadt gekauft um sie in den Ruin zu treiben.
Die erste Reaktion der Güllener ist überzeugte Solidarität mit Ill, die aber nach und nach zu bröckeln beginnt. Die Meinung über Ill ändert sich von „armer Mann, der nur eine Jugendsünde begangen hat“ zu „unmoralischer und verantwortungsloser Übeltäter“. Gleichzeitig gönnen sich die Güllener neue Luxusgegenstände – auf Kredit, dargestellt durch neue gelbe Schuhe, die bald alle, von Mitbürgern, über den Polizisten, bis hin zum Bürgermeister tragen. Auch seine eigene Familie bleibt nicht von der Anziehungskraft des anstehenden Vermögens verschont. Seine Frau kauft einen Pelzmantel, sein Sohn ein Auto und seine Tochter nimmt Tennisunterricht. Nur der Lehrer beruft sich auf eine humanistische Tradition und macht anfänglich eher zaghafte Versuche gegen das, inzwischen schon unumwerflich gewordene Todesurteil vorzugehen.
Schliesslich fügt sich auch Ill seinem Schicksaal. In einer inszinierten Stadtversammlung akzeptiert Ill das Urteil, das die Güllener sofort vollstrecken.
„Der Besuch der Alten Dame“, ein
tragische Komödie in drei Akten erschien 1956
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